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Stanford-Professorin Van Schewick: ‘Netzbetreiber gegen den Rest der Welt’

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"Sind wir im Internet alle gleich oder gibt es Privilegierte? Regiert auch hier das Geld die Welt? Die gebürtige Bonnerin und Stanford-Professorin Barbara van Schewick ist Expertin für Netzneutralität. Die amerikanischen Regulierungsbehörden haben ihre Vorschläge im vergangenen Jahr in Form von Netzneutralitätsregeln umgesetzt. Für van Schewick hat das Internet großes demokratisierendes Potenzial. In Europa sieht sie dies jetzt bedroht, wenn das Bewusstsein für das Thema nicht bei allen ankommt. Mit ihr sprach GA-Mitarbeiterin Anita Borhau-Karsten.

Frau van Schewick, für Sie ist Netzneutralität eine Herzensangelegenheit. Warum?

Barbara van Schewick: Das Internet ist ein Markt der Ideen. Jeder kann seine Meinung sagen, nicht nur Menschen, die wichtig sind, reich oder berühmt. Die traditionellen Türsteher der öffentlichen Debatte gibt es hier nicht. Netzneutralität soll diese Möglichkeit erhalten und gleiche Bedingungen für alle schaffen, für Privatleute, kleine und große Unternehmen, Kirchen, Verbände, Organisationen, Blogger, Aktivisten oder Bürgerinitiativen.

Sie soll dafür sorgen, dass Netzbetreiber nicht bestimmen können, was wir online tun, und nicht zu neuen Türstehern werden, die Web-Seiten blocken, Anwendungen verlangsamen und sie so weniger attraktiv machen oder bezahlte Überholspuren einrichten und so finanzstarken Firmen Vorteile verschaffen. Oder die bestimmten Diensten einen Vorteil verschaffen, indem sie diese nicht auf das Datenvolumen anrechnen. Netzneutralität gewährleistet, dass die Nutzer entscheiden, wer im Internet erfolgreich ist, nicht die Netzbetreiber."